About the album
I came to Germany in 2003 and couldn't speak a word in German. I left everything behind: family, relationships, Fine Art studies, friends, all the known places, all the dreamt paths. As my plane was leaving the ground in that summer morning so long ago, I could see how fast the land became so small. I saw my whole life reduced to that tiny brown piece of ground that I was leaving for the unknown. For ten years I wasn't able to write one song about that moment. It was too painful. So, when my brother and his family also moved to Germany in 2013, I got reminded of that moment in the plane. It touched me so much that I began to write a song named En tierra (on land). „A new beginning is a gift", I say in Adelante, and it has been like that ever since 2003. A new language, new chances, new people, new music and new families. I'd like to encourage you to listen to this album with an open mind. It's not about jazz, folk, singer/songwriter or latin. It's about life, overcoming, pain, strength, love and all the things that connect us to life and to each other. And it's about tearing down borders of any kind.
Blanca Nunez
Heimat: Der Terminus hat Konjunktur. Seit geraumer Zeit taucht er regelmäßig in Medien, Werbung und Politik auf. Völkisch-chauvinistische Zeitgenossen benutzen das Wort zur Abwehr gegen alles Moderne und „Fremde“. In der Unbestimmtheit des Begriffes zeigt sich dessen emotionale Seite. Mal ist Heimat da, wo das Herz gerade schlägt, mal da, wo das eigene Haus steht, mal ist es ein Mensch oder eine Erinnerung.
Für Blanca Núñez Ruiz gibt es vor allem eine Heimat: die Musik. „Sie ist das Zuhause, das mich nie im Stich gelassen hat“, betont die 38-jährige Sängerin, Komponistin, Multiinstrumentalistin und Liedermacherin. „Weder als ich ausschließlich Musik konsumiert habe, noch als ich mit 15 Jahren anfing, selbst Stücke zu schreiben. Songs sind Koffer. Aufblasbare Schlösser oder aufklappbare Strandzelte. Sie sind unsichtbare, portable Orte, die uns innerhalb weniger Minuten tief vergrabene Dinge vor Augen führen und daran erinnern, dass wir alle im Kern gleich sind.“ Geografisch kommt der Begriff bei ihr sogar zwei Mal vor: Zum einen in Gestalt der spanischen Hauptstadt Madrid, wo Blanca Núñez geboren wurde, und zum anderen Deutschland, wo sie seit 17 Jahren lebt. Eine Reise von der klassischen Musikausbildung Kunststudium und Popband in Valencia über das Kellnern in Barcelona, Oviedo, Freiburg und Berlin, bis hin zum Start des Freiberufs als Musikerin und zum Jazz-Gesangsstudium in Köln.
„Ich kam 2003 nach Deutschland und sprach kein Wort Deutsch. Ich habe alles zurückgelassen: Familie, Beziehungen, Kunststudium, Freunde, alle bekannten Orte, alle erträumten Pfade. Als mein Flugzeug an diesem Sommermorgen vor so langer Zeit abhob, konnte ich sehen, wie schnell die Welt unter mir so klein wurde. Ich sah, wie mein ganzes Leben auf das winzige, braune Stück Boden reduziert wurde, das ich für das Unbekannte verließ. Zehn Jahre lang war ich nicht in der Lage, einen Song über diesen Moment zu schreiben. Er war zu schmerzlich. Doch als mein Bruder und seine Familie 2013 ebenfalls nach Deutschland zogen, erinnerte mich das an diesen Augenblick im Flugzeug. Die Erinnerung berührte mich so, dass ich begann, einen Song mit dem Titel „En Tierra“ (An Land) zu schreiben.“
Das Foto eines kleinen Flugzeugfensters, durch das die Sonne wie ein glühender Streifen in mehreren Farbabstufungen am Horizont zu sehen ist, ziert deshalb auch „En Tierra“, das brandneue Album von Blanca Núñez. Sozusagen ein persönliches Lebensabschnittswerk in Quintettbesetzung mit Julian Bossert (Klarinette, Querflöte, Altsaxofon), Norman Peplow (Klavier, Keys, Arrangement), Jakob Kühnemann (Kontrabass, Gitarre) und Alfonso Garrido (Percussion, Drums), bei dem auch der Gitarrist Bruno Müller als Gast mitwirkt. Die musikalische Standortbestimmung einer faszinierenden Vokalistin, deren jahrelange Reise der kulturellen Integration sich in jedem der zwölf Songs widerspiegelt.
Blanca Núñez singt dabei in ihrer Muttersprache auf einem fruchtbaren instrumentalen Boden, den ihr eine erlesene Runde von virtuosen Könnern mit den Ingredienzien der Klassik, der Beatles, der spanisch-keltischen Folkloren und vor allem des Jazz bereitet. Mit ihrer klaren, ausdrucksstarken Stimme baut sie lyrisch-eklektische Räume, in denen sich ihre Gefühlswelt und die Sensibilität ihrer Mitspieler zu einem gemeinsamen Strom verbinden. Dabei verarbeitet sie ihren Weg, die Essenz des Lebens, das Miteinander. „´Ein neuer Anfang ist ein Geschenk`, singe ich in ´Adelante`, und so ist es seit 2003 für mich immer gewesen: Eine neue Sprache, neue Chancen, neue Leute, neue Musik und neue Familien“, stellt Blanca Núñez fest.
Man sollte „En Tierra“ nicht gleich wieder in irgendwelche Schubladen stecken. Für die charismatische Spanierin geht es darum, das Lebenstempo herunterzufahren, ein Album einmal wieder „ganz altmodisch“ von vorne bis hinten anzuhören, in sich selbst und auf den Nachhall zu lauschen. Bei Blanca Núñez ist jeder Song eine neue Landschaft; bunt, vielschichtig, mitreißend, virtuos und voller Gefühl. Es sind Geschichten als Puzzleteile im Universum der menschlichen Innenarchitektur. Oder musikalische Dialoge zwischen Freunden, die genau wissen, wie sich die Feinheiten dieser Landschaften anfühlen. „Es geht um das Leben, darum, etwas zu überwinden, um Schmerz, Stärke, Liebe und all die Dinge, die uns mit dem Leben und miteinander verbinden. Und es geht darum, Grenzen jeder Art niederzureißen!“ Dazu leistet sie schon jetzt einen immens wichtigen Beitrag.
Press
... But Núñez' band gives them a magic all of their own, framing them with jazz interpretations, harmonic extensions and clever ideas...
Jazzthing, 25-8-2020
... Melodious jazz, often with a Spanish touch, which gives Blancas Band a lot of freedom...
Concerto, 01-8-2020
...This jazz seems natural, seems human, never mindless, but from the depth of the soul for the soul. An essential component is of course the warm, tender and soft singing of the protagonist...
Musikansich, 23-6-2020