About the album
With the energy of an Entkalker and the temptation of a Muskcatcookie, the German-Italian Trio plays compositions with a strong narrative. Every track sets to music a small story. Even though the pieces have a clear structure, it is the interaction and spontaneity that characterises the trio. The classic sound of a piano trio is broadened with delicate electronic effects, as can be seen in the current music video Monster. On festival stages – the Jazzopen Stuttgart and Wolkenkuckucksheim Festival, for instance – the three musicians show incredible joy of playing, and they can also be seen in a number of interviews in the French cine film Le Son des Autres. (Artist website)
“… prove how much fun jazz can be, and how catchy this style can be even for people who do not consider themselves music experts.” (Ost West Club)
“A small element of serene classical music always resonates in experimental joy of playing, while accentuated side tones break the usual patterns and turn the three musicians into storytellers.” (Weltecho)
Die dunkle Stimme schwebt über einem Synthie-Schleier und erzählt mit der hypnotischen Eindringlichkeit eines Narrators aus alten Horrorfilmen von jenem Augenblick, in dem die Rationalität langsam in einem großen schwarzen Loch verschwindet. „Then fantasy creates a new world!“ – die Welt der kleinen Monster. Dank des Pianisten Clemens Gutjahr und seines Trio erwachen diese Kreaturen zum Leben. „Aber sie sind auf keinen Fall nur furchterregend, sondern können auch ganz nett und witzig sein“, verteidigt der 29-Jährige seine Kopf-Kreaturen, denen er gemeinsam mit Jan Mikio Kappes (Bass) und Jonathan Delazer (Drums) ein Album gewidmet hat. „Wir allen kommen manchmal mit rationellen Erklärungen nicht mehr weiter und weichen deshalb in eine Fantasiewelt aus, in der wir uns Dinge vorstellen, die ganz bizarre Formen annehmen. Das sind dann eben die Monster. Im Text heißt es auch, dass sie schließlich die Wände unseres Verstandes mit Dreck und Himbeersaft bemalen.“
Nette Geschichte. Aber nur eine von insgesamt zehn fantasievollen, musikalischen Novellen, die Gutjahr und Co. im Stile von virtuosen Märchenonkeln auf „Monster“ – dem 80. Juwel aus der Jazz thing Next Generation-Reihe – zu Gehör geben. Sie tun das jedoch nicht naiv, sondern mit einer erstaunlichen Liebe fürs Detail, die mitunter starke Bezüge zur klassischen Kompositionslehre aufweist, aber auch dem traditionellen Jazz als solide Basis beinhaltet. „Wir haben einfach Spaß daran, miteinander zu spielen und etwas auszuprobieren“, umschreibt Clemens Gutjahr die Experimentierlust des Trios, das den Einsatz von elektronischen Elementen und Klangeffekten mitnichten als pfiffige Ausnahme, sondern eher als feste Regel neben all den Voicings, Blockakkorden und Läufen auf seiner Agenda hat. „Wobei Spielen bei uns durchaus im ursprünglichen Sinn des Wortes gemeint ist“, lächelt der aus Chemnitz stammende und inzwischen in Krefeld lebende Tastenkünstler, der vor allem in dieser Hinsicht ums Verrecken nicht erwachsen werden will.
Also vertonen er, der Stuttgarter Kappes und der Südtiroler Delazer, die sich seit ihrem gemeinsamen Studium kennen, nach einem 2015 erschienen, mehr akustisch ausgerichteten Album mit dem sinnigen Titel „Entkalker“ munter weiter ihre Gedankenschlösser. Die handeln von der isländischen Elfenkönigin „Úlfhildur“, die der Fluch ihrer Schwiegermutter dazu verdammt hat, bei den Menschen leben zu müssen. Oder vom „Space Captain“, der seine Mission ins All antrat, ohne zu ahnen, dass er später einmal zum Gegenstand einer Religion werden würde. Sie fabulieren instrumental über das obdachlose, aus Plasmaströmen entstandene „Traumteufelchen“, das sein Dasein in einem Carport fristen muss, über eine Straßenbahn, die sich in einen „Stadtwurm“ verwandelt, liefern in „Nebel“ den Soundtrack zu Christian Morgensterns Gedicht „Novembertag“, lassen den „Libelloopterix“, eine Kreuzung aus Libelle und Dinosaurier, auferstehen, oder erklären, dass „Luftmus“ nichts anders ist, als besagte Farbmischung aus Dreck und Himbeersaft, mit der sich die Monster gerne vergnügen.
Gutjahr darf man jedoch mitnichten als Traumtänzer bezeichnen. Er studierte in Paris am Conservatoir National Superieur de Musique et de Danse sowie bei Hubert Nuss an der Musikhochschule Stuttgart Jazzpiano, schrieb am Theater Krefeld-Mönchengladbach die Soundtracks für die Inszenierungen von „Das Tagesbuch der Anne Frank“ sowie „Tschick“, komponierte für Computerspiele und mischt aktuell bei der Psychodelic-Jazzband „Mother Of Guru“ sowie der elektronischen Singer-Songwriterin „CJ Cora“ mit. Seine Bachelor-Arbeit im Fach Soziologie trägt den bedeutungsvollen Titel „Die Konstruktion von Identität und der Einfluss von Musik am Beispiel des Jazz in der DDR“ und ist seit 2014 sogar als Buch erhältlich.
Der vielseitige, umtriebige Tastentüftler und seine kongenialen Partner brauchen Bilder, Handlungsstränge, Geschichten, um ihre ebenso ungewöhnliche wie faszinierende Musik zu realisieren und dem Pianotrio eine neue, aufregende Farbe zu verleihen. „Für uns ist es enorm wichtig, dass wir uns fallen lassen und der jeweiligen Situation hingeben können“, betont Clemens Gutjahr. Um die Monster stets als Kreativitätsquelle an seiner Seite zu haben.