About the album
VERLEY UNS FRIEDEN - BuJazzO
Martin Luther's Chorales and Texts for jazz orchestra and vocal ensemble
Martin Luther's thesis in 1517 was the beginning of the Reformation - An event which has a world-historical significance in its impact on politics, religion, culture and society. In 2017 the Reformation Jubilee is celebrated nationwide with a variety of events.
The BuJazzO is also participating in this 500th anniversary.
VERLEY UNS FRIEDEN - this Latin choral in the arrangement of Martin Luther serves as the title of a commission composition, composed by Michael Villmow for the BuJazzO and a vocal ensemble.
The focus is on the setting and interpretation of selected Luther texts and chorales.The 10-piece vocal ensemble of the BuJazzO is an integral part of this program. As an artistic director, a personality has been found who has both experience in the composition, arrangement and direction of a big band, as well as in the field of composition and arrangement of church music, in order to create something new and unique for the Luther Jubilee year. Villmow, himself a saxophonist, has the right mixture of education and many years of experience in composing and directing choirs and big bands.
"The work VERLEY UNS FRIEDEN will reflect respect for the strength, courage and spirituality of Martin Luther and the Reformation, but also before the musical tradition. However, this will be done from today's musical and personal perspective, in the sense of Luther's and jazz! With space for individuality, creativity and individual, also freaky ideas of the soloists - supported by the community of the ensemble and the overall sound, "says Michael Villmow.
In the process of rehearsing, renowned teachers support young musicians: Rob Bruynen (tp), Tobias Wember (tb), Matthias Erlewein (sax), Hanno Busch (git, rhythm), Hans-Kristian Kjos Sørensen ,
Als Martin Luther im Jahre 1517 seine 95 Thesen an die Türe der Schlosskirche zu Wittenberg nagelte, läutete er damit einen epochalen Wandel in der Geschichte des christlichen Abendlandes ein. Der bis dato unbekannte Mönch aus Wittenberg hatte sich mit den beiden mächtigsten Institutionen seiner Zeit angelegt: mit dem Papst und dem Kaiser zugleich. Aus seiner Kritik an der römischen Kirche entstand eine neue Konfession, zu der sich bald halb Europa bekannte und die entscheidende Veränderungen im Leben der Menschen bringen sollte, die bis in die Politik und die Kultur hineinstrahlten.
Das Reformationsjubiläum 2017 wirft eine Reihe von Fragen auf: Wie rebellisch ist die evangelische Kirche 500 Jahre danach heute noch? Wie politisch? Mangelt es ihr an Spiritualität? Und wie lässt sich ein Jubiläum wie dieses würdig und ohne die übliche geschäftsmäßige Routine begehen? Dass ausgerechnet der Jazz dafür einige plausible Antworten parat hat, ist nicht zuletzt das Verdienst des Bundesjugendjazzorchesters, kurz BuJazzO. Mit seinem brandneuen Projekt „Verley uns Frieden“ übersetzt der Klangkörper ausgewählte Texten und Choräle Luthers in die Klangsprache des zeitgenössischen Jazz. Unter der Leitung von Dirigent, Komponist und Arrangeur Michael Villmov spielt dabei das Vokalensemble des BuJazzO eine tragende Rolle.
Schon seit seiner Gründung durch Peter Herbolzheimer 1988 nimmt das BuJazzO für sich in Anspruch, herausragenden jungen Musikerinnen und Musikern aus Deutschland eine eigenständige Stimme zu geben. Im gewissen Sinn spiegelt das offizielle Jugendjazzorchester der Bundesrepublik Deutschland deshalb auch zu jeder Phase seiner Existenz den musikalischen Zeitgeist wider. Die Ansprüche bewegen sich seit beinahe 30 Jahren auf allerhöchstem Niveau, weshalb das BuJazzO als die Talentschmiede des Jazz in Deutschland sowie als Startrampe für die Karrieren einiger herausragender Namen wie Till Brönner, Frank Chastenier, Christopher Dell, Julia Hülsmann, Hubert Nuss, Michael Schiefel, Chris Walden, Peter Weniger, Martin Wind, Nils Wogram und Michael Wollny gilt. Darüber hinaus bekam es eine Reihe hochkarätiger Auszeichnungen wie den Deutschen Musikpreis (1997), den WDR Jazzpreis (2010) oder den ECHO Jazz (2012) verliehen.
Mit „Verley uns Frieden“ wagt sich das BuJazzO nicht zum ersten Mal auf unbekanntes Terrain. „Damit möchten wir der Stärke, dem Mut und der Spiritualität Martin Luthers und seiner Reformation, aber auch der musikalischen Tradition unseren Respekt erweisen“, erklärt Michael Villmov die Motive des ehrgeizigen Projektes. Mit seinem reichen Erfahrungsschatz als Saxofonist, Lehrer, Leiter und Komponist für Big Bands und Chöre erwies sich der 61-Jährige als die ideale Besetzung am Dirigentenpult. Er bearbeitete unter anderem die Rechtfertigung des 23-jährigen Luthers „Ich bin kein Besessener“ sowie den theologischen Grundsatz aller reformatorischen Kirchen „Sola Gratia“ („Allein durch die Gnade“). Das lautmalerische „Tok Tok Tok“ soll das Anschlagen der Thesen an die Kirchentüre symbolisieren, vor der sich der Reformator schlussendlich mit den Worten aufbaute: „Hier stehe ich!“ Ergänzend die Worte: „Ich kann nicht anders. Amen.“ Einen imposanten Brückenschlag zwischen Tradition und Moderne wagt das BuJazzO mit „Jimmyʼs Castle“, in dem eine Hendrix ähnliche Gitarre die Zeit Luthers auf der Wartburg, wo er sich als Junker Jörg versteckte, nachzeichnet. Das Kirchenlied „Aus tiefer Not“ (schrei ich zu dir) entstand um die Jahreswende 1523/1524 als Nachdichtung eines Bußpsalms. Und auch das Kirchenlied „Eine feste Burg“ (ist unser Gott) von 1529 stammt aus der Feder Martin Luthers, sowohl was den Text wie auch die Melodie anbelangt. Es gilt als das Lied mit der größten Symbolkraft für den Protestantismus. Den eindrucksvollen Schlusspunkt setzt die vertonte Liedstrophe „Verley und Frieden gnädiglich“, eine Bitte voll trauriger, zeitloser Aktualität.
„Wir wollten die Musik und Texte Luthers von einer aktuellen und persönlichen Perspektive interpretieren“, sagt Michael Villmov. „Ganz im Sinne Luthers und des Jazz. Mit viel Raum für Individualität und Kreativität, eingebettet in eine funktionierende Gemeinschaft.“ Eine kollektive, überall vernehmbare Stimme, die perfekt zu einem Jubiläum wie diesem passt.