About the album
Luxembourg has no longer been a tax haven for the nouveau rich or a dwarf state for quite some time. The President of the European Commission is currently from the Grand Duchy with its only 115,000 citizens and also has one of the most vital jazz scenes in Europe. The multi-instrumentalist Pol Belardi plays a major role in this and also attracts international attention to the amazingly creative biotope that has developed there in the triangle between Germany, FRance and Belgium over the past 15 years. Belardi is representative of his fellow countrymen without any musical blinkers and his curious interest in all styles and influences, with which he was more or less predestined to see beyond his own horizon. The fact that the 17 year-old electric bass player, who can also play piano, vibraphone and drums, also applies this attitude to jazz helps this genre to develop a fresh, modern, international and future-oriented perspective, especially in times of increasing self-confinement and withdrawing into a shell. Actually Pol Belardi, David Fettman, Jérôme Klein and Niels Engel should in no way produce a jazz album in the classic sense given their seemingly diametric interests. The four advance with such wide-open ears through the world that you could expect all sorts of things. Their listening interest starts at the most with classic jazz, but extends to classical music and has at least elements of pop, rock, hip hop and electronic music on an equal basis. However, the fact that 'Creation/Evolution is so close to experimental, modern jazz is still surprising. The pieces are charged in a concentrated manner, supposedly quiet and not at all extroverted on a subliminal, tingling level that breatehs the great psirit of jazz through every note with its improvisational daring. The typical Luxembourg cosmopolitanism outlook characterizes the ten characteristic original pieces, which Belardi naturally also adapts to his complex arrangements. Scents of the great composers of classical music shine through as well as the lyrical touch of a singer-songwriter, the groove of funk, the infectious virus of catchy pop hits and the xperimental breadth of experiemental avant-garde and create a delightful contrast in every respect. As guests, the guitarist Riaz Khabirpour and the Kaiser Quartet juggling with elegant virtuosity between late romanticism and contemporary music refine the colorful range of sounds. And the best thing is: a whole range of presentation options exist life for the new program, either with the Kaiser string players, the guitarist Khabirpour of just pure Force.
Luxemburg hat längst nichts mehr vom früheren Habitus einer Steueroase für Neureiche oder eines Zwergstaates. Das Großherzogtum mit seinen gerade einmal 115 000 Bürgern stellt aktuell den Präsidenten der EU-Kommission und verfügt obendrein über eine der vitalsten Jazzszenen Europas. Darin nimmt der Multiinstrumentalist Pol Belardi eine tragende Rolle ein und wirft auch international ein gleißendes Licht auf das erstaunliche Kreativbiotop, das da in den vergangenen 15 Jahren im Dreieck zwischen Deutschland, Frankreich und Belgien entstanden ist. Belardi steht mit seinem scheuklappenlosen Musizieren, seinem neugierigen Interesse an allen Stilen und Einflüssen repräsentativ für seine Landsleute, denen es quasi in die Wiege gelegt wurde, über den eigenen Horizont hinauszuschauen. Dass der 27-jährige E-Bassist, der außerdem noch Piano, Vibrafon und Schlagzeug bedienen kann, diese Haltung auch noch auf den Jazz herunterbricht, hilft diesem Genre gerade in Zeiten eines zunehmenden Sich-Einmauerns und Abkapselns zu einer frischen, modernen, völkerübergreifenden, zukunftsorientierten Perspektive.
Eigentlich sollten Pol Belardi, David Fettman (Altsaxofon), Jérôme Klein (Piano) und Niels Engel (Drums) angesichts ihrer scheinbar diametralen Interessen überhaupt kein Jazzalbum im klassischen Sinn abliefern. Die vier marschieren mit dermaßen weit geöffneten Ohren durch die Welt, dass man alles Mögliche erwarten könnte. Ihr Hörinteresse beginnt höchstens beim klassischen Jazz, erstreckt sich aber bis zur Klassik und lässt zumindest gleichberechtigt die Elemente Pop, Rock, Hip Hop und Elektronik daneben aufscheinen. Dass „Creation/Evolution“, das mittlerweile dritte Album von Force, freilich dermaßen nah beim experimentellen, modernen Jazz liegen würde, überrascht dennoch. Die Stücke chargieren konzentriert, vermeintlich ruhig und keineswegs extrovertiert auf einem unterschwellig prickelnden Level, der den großen Geist des Jazz, dessen improvisatorischen Wagemut durch jede Note atmet.
Die typische luxemburgische Weltoffenheit prägt die zehn charakteristischen Originals, die Belardi natürlich auch seiner vielschichtigen Instrumentierung anpasst. Da schimmern Aromen der großen Komponisten der Klassik ebenso durch, wie die lyrischen Note der Singer-Songwriter, der Groove des Funk, während der ansteckende Ohrwurmvirus mancher Pophits oder die experimentelle Weite der experimentellen Avantgarde einen in jeder Hinsicht reizvollen Kontrast bilden. Als Gäste verfeinern dabei der Gitarrist Riaz Khabirpour sowie das elegant-virtuos zwischen Spätromantik und Neuer Musik jonglierende Kaiser Quartett das farbenreiche Klangmenü. Und das Schönste dabei: Live gibt es für das neue Programm gleiche eine ganze Palette von Präsentationsmöglichkeiten. Entweder mit den Kaiser-Streichern oder Gitarrist Khabirpour oder aber nur Force pur.
Für Pol Belardi, der aus dem kleinen luxemburgischen Dörfchen Tétange stammt, in Brüssel sowie Amsterdam studierte und 2014 seinen Master auf der Bassgitarre mit „summa cum laude“ abschloss, geht mit „Creation/Evolution“ ein lang gehegter Wunschtraum in Erfüllung. „Ich wollte schon immer meine zahlreichen Interessen, meine Polyvalenz, und meine Kreativität unter einen Hut bringen.“ Was sich bislang zwangsläufig auf mehrere Projekte und gezielte Instrumenten-Schwerpunkte in seinem elfköpfigen Ensemble Urban Voyage, im Elektro-Groove-Trio DillenDub, bei Landsmann Pascal Schumacher, der deutschen Band MetroMara, der niederländischen Combo Little Known Facts oder Nelson Ogliastri’s Birth and Death of a Star ausbreitete, findet hier ein Prisma. Endlich!