'Just Another Foundry'. Apparently not the worst choice. The group with shared interests won the 2015 Osnabrück Young German Jazz Award, the Grand prix in Avignon and recently the Maastricht Jazz award. This is how 'the future of jazz in Germany' sounds, as the Süddeutsche Zeitung euphorically formulated it. Three adventures pool their talents and have now even released their first recordings. Engel, Herzog and Greminger are concerned with diversity, shapeliness and above all, cultivation of their individual roots. JAF have long considered themselves as a homogenous organic unity and not as a combination of ambitious soloists and egomaniacs, which clearly sets them apart from the sea of sand grains. With one voice, they tell their stories, change tempos and keys depending on their feelings, juggle precariously between atonality and melodiousness as well as between speed-swing and ballads. Always remain unpredictable, and in no case let themselves be fit into any template: the saxophonist, bassist and drummer want to maintain this principle at all costs. It's all about authenticity. About uniqueness.
Karrierewünsche? Computerspiele, Webdesign oder Astrophysik, das fände Florian Herzog ziemlich cool. Jonas Engel wäre gerne Feuerwehrmann geworden („Das Gleiche, was ich auf der Bühne mache“) und Anthony Greminger überraschte in einem Interview sogar mit einem ziemlich abwegigen Berufswunsch: Auftragskiller. Funktioniert alles aus unterschiedlichen Gründen nicht so ganz. Also haben sich die drei dazu entschlossen, Musik zu machen, seit einiger Zeit sogar gemeinsam unter dem Bandnamen „Just Another Foundry“. Scheinbar nicht die schlechteste Wahl. Die Interessengemeinschaft gewann 2015 den Jungen Deutschen Jazzpreis Osnabrück, den Grand Prix in Avignon und erst kürzlich die Maastricht Jazz Awards. So klingt also „die Zukunft des Jazz in Deutschland“, wie es die Süddeutsche Zeitung euphorisch formulierte. Drei Abenteurer werden ihre Talente in einen Topf und veröffentlichen nun sogar ihren ersten Tonträger.
Eine Foundry, das ist so etwas wie eine Manufaktur, eine Gießerei. Eine industrielle Großeinrichtung, nur darauf geeicht, ihre Produkte mit engen Toleranz-Richtlinien durch die Retorten zu jagen. Und immer ein Ziel vor Augen: dass ein Werkstück dem anderen bis in die molekulare Struktur gleicht und so, nach erfolgreichem Verkauf, seinem vorbestimmten Verwendungszweck zugeführt werden kann. Ist also Just Another Foundry wieder nur eine dieser zahllosen Klangmanufakturen, wie sie der europäische Jazz mittlerweile zuhauf an die Oberfläche spült? Ein pianoloses Trio, überzeugt von sich selbst, aber im Meer der ganzen jungen Gruppen weniger als ein Sandkorn am weiten Strand? Diese Vermutung könnte sich einem aufdrängen – bevor man den ersten Ton des Opener „Elle“ gehört hat. Dann jedoch wird rasch klar, dass die drei jungen Kölner sich in der Art, wie sie ihre Musik produzieren, deutlich von den gestanzten Vorlagen einer Gießerei abheben. Bei Engel, Herzog und Greminger geht es um Vielfalt, um Wohlgestalt und vor allem um die Pflege der einzelnen Wurzeln. Denn JAF verstehen sich längst als homogene organische Einheit und keineswegs als eine Kombination von ambitionierten Solisten und Egos, was sie eindeutig aus dem Meer von Sandkörnern abhebt. Mit einer gemeinsamen Stimme erzählen sie ihre Geschichten, wechseln die Tempi und Tonarten je nach Befinden, jonglieren waghalsig zwischen Atonalität und Wohlklang, zwischen Speedswing und Balladen. Immer unberechenbar bleiben, nur ja in keine Schablone stecken lassen: Diese Grundsatz wollen der Saxofonist, der Bassist und der Drummer um jeden Preis aufrechterhalten. Es geht um Authentizität. Um Einzigartigkeit.
Anstatt das Werkstück in eine Form zu pressen, die den allgemein gültigen Hör-Parametern entspricht und ihm so enge Toleranzen aufzubürden, wählen JAF die völlige Freiheit im Zusammenspiel. Dass gerade deshalb kunstvolle mikrotonale Strukturen und hinreißend vertrackte Grooves entstehen, gehört zu den vielen Mysterien dieser außergewöhnlichen Formation. Die gemeinsame Richtung gibt ein melodiöses Grundkonzept vor, die Ästhetik bleibt zu jeder Sekunde als Fixstern über allen Kompositionen, auch wenn die Gangart hin und wieder recht rustikal anmutet. So klingt es eben, wenn ein verkappter Astrophysiker, ein Möchtegern-Feuerwehrmann und ein designierter Killer gemeinsame musikalische Sache machen.
Jonas Engel, Jahrgang 1990, begann seine musikalische Karriere bereits mit 16 Jahren im Landes Jugend Jazz Orchester Hessen. Nach Abitur und Wehrdienstzeit beim Stabsmusikkorps in Berlin studierte er Jazzsaxofon bei Roger Hanschel, Claudius Valk, Frank Gratkowski und Hubert Nuss an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Seit 2014 ist Engel Mitglied im Bundesjazzorchester.
Florian Herzog, Jahrgang 1989, studierte Kontrabass zunächst in Maastricht bei Philippe Aerts und dann in Köln bei Dietmar Fuhr sowie bei Dieter Manderscheid. 2013 erhielt er ein Förderstipendium der Yehudi Menuhin Stiftung und 2014 gewann er den Kompositionspreis mit seiner Band „Turn“ beim Jazzpreis Biberach. Herzog spielte als aktives Mitglied der Kölner Szene unter anderem mit Michael Moore, Sebastian Gramss, Christina Fuchs, Rob Bruynen oder Sabine Kühlich.
Anthony Greminger, Jahrgang 1994, befasst sich seit der Kindheit mit dem Schlagzeug. Über die Teilnahme an Wettbewerben („Heavytone Kids“), Schlagzeugcamps in den USA (Dave Weckl, Peter Erskine, Horacio Hernandez) und der Teilnahme an der „European Masterclass Bigband“ unter Leitung von Peter Herbolzheimer, kam er 2012 nach dem Abitur an die Hochschule für Musik und Tanz nach Köln. Dort unterrichtet ihn Jonas Burgwinkel. Greminger wirkte an verschiedenen Projekten im Jazzbereich und im Pop mit.