About the album
What attracts young musicians to a piano trio? Established structures, overpowering models, prejudices as heavy as lead and unsaleable flotsam: there must be really good reasons when set three ambitious instrumentalists join forces in a practice room, on stage and perhaps even in a recording studio. A particular vision? The hope to generate something completely different, possibly even previously unheard, to rock the boat in the best case and not to be overlooked as millions of other grains of sand on an expansive beach?
All of this applies to pianist Jonathan Hofmeister, double bass player Florian Herzog and drummer Jan F. Brill. They bypass the traditional way as far as possible to name themselves after their piano player and feature him more or less as a "star". After all, the trio has three equal components. This is already the first difference. Hofmeister, Herzog and Brill prefer to operate under the short, punchy term "Turn". This already points to the collective objective: to embark in a different direction with no holding back, but instead to go their way consistently. Virtuosity meets energy, and new ideas an unbridled desire to make music. Each of them understands the seemingly all-powerful myth "Piano Trio" not as a burden, but as a challenge. In principle, they would actually have to fail like so many before and even after them. Instead, "Turn" faces the task boldly, bravely and at ease, but with a healthy sense of proportion for what is feasible.
Was reizt junge Musiker am Pianotrio? Eingefahrene Strukturen, übermächtige Vorbilder, bleischwere Vorurteile, unverkäufliches Strandgut: Es muss schon gute Gründe geben, wenn sich drei ambitionierte Instrumentalisten in einen Übungsraum, auf eine Bühne und womöglich sogar in ein Aufnahmestudio stellen, um gemeinsame Sache zu machen. Eine eigene Vision? Die Hoffnung, etwas ganz anderes, möglicherweise sogar bislang Ungehörtes zu generieren, damit im besten Falle Aufsehen zu erregen und nicht übersehen zu werden wie Millionen anderer Sandkörner am weiten Strand?
All dies trifft für den Pianisten Jonathan Hofmeister, den Kontrabassisten Florian Herzog und den Schlagzeuger Jan F. Brill zu. Sie umgehen tunlichst den überlieferten Weg, sich nach ihrem Klavierspieler zu benennen und diesen quasi als „Star“ herauszustellen. Schließlich besitzt das Dreieck ja drei gleichlange Schenkel. Schon der erste Unterschied. Hofmeister, Herzog und Brill firmieren lieber unter dem kurzen, knackigen Terminus „Turn“. Das weist bereits auf die kollektive Programmatik hin: Eine andere Richtung einschlagen, keine Vorbehalte, dafür konsequent drauflosmarschieren. Virtuosität trifft auf Energie, neue Ideen auf ungebremste Musizierlust. Jeder von ihnen begreift den scheinbar übermächtigen Mythos „Pianotrio“ nicht als Bürde, sondern als Herausforderung. Im Prinzip müssten sie eigentlich scheitern, wie so viele vor und auch nach ihnen. Aber „Turn“ stellen sich der Aufgabe, frech, mutig, unbefangen, aber mit einem gesunden Augenmaß für das Machbare.
Wie viele andere Formationen dieser Art haben Hofmeister, Herzog und Brill ihre Hausaufgaben gemacht. Schon früh tauchten sie tief in die Klangwelten von Keith Jarrett, Paul Bley und Bill Evans ein, absorbierten diese und zehren auch heute noch davon. Aber weniger im Sinne schlauer Plagiatoren, sondern eher als Übersetzer dieser traditionellen Jazz-Vokabeln in die Sprache der Gegenwart. Neben der Tradition integrierten sie behutsam aber unverkennbar Einflüsse aus Rock, Pop und Elektronik in ihr Spiel, ohne dabei den akustischen Klangraum zu verlassen. Dass sie auch Bass und Drumset von ihrer ursprünglichen Begleitrolle emanzipierten, kann jeder schon nach wenigen Sekunden hören.
Freilich: „Turn“ jonglieren nicht mit diesem „state of the art“. Instinktsicher lotet die Band die Register des Trioklangs nach frischen, unentdeckten Farben aus, dreht und wendet vermeintlich vertraute Formen und findet dabei stets überraschende Wendungen zwischen schwebenden Klangimprovisationen, raffiniertem Gewebe und treibendem Rhythmus. Plötzlich zerstäubt ein pulsierender Basslauf zur verdichteten Klangwolke. In der Schwerelosigkeit des Trio-Gefüges rollt ein monströser Groove vorbei und pflügt das Feld für eine zauberhaft zarte Melodie. Es ist diese Balance aus scharfer Kontur und emotionaler Prägnanz, die der Musik ihr eigenes, unverwechselbares Brandzeichen verleiht.
Jonathan Hofmeister (Jahrgang 1992), Florian Herzog (Jahrgang 1989) und Jan F. Brill (Jahrgang 1991) begegneten sich zum ersten Mal 2012 an der Musikhochschule Köln. Über ihr Studium hinaus erforschen sie seither alle verfügbaren Aspekte des Triospiels. 2014 gewann „Turn“ den Kompositionspreis beim Jazzpreis Biberach. Pianist Hofmeister ist Mitglied des Bundesjazzorchesters, wurde selbst mit dem Kemptener Jazzpreis ausgezeichnet und belegte Platz zwei beim JumpʼnʼJazz in Fürth. Bassist Herzog gilt als aktiver Faktor der Kölner Jazzszene, studierte zudem in Maastricht bei Philippe Aerts und spielte mit Michael Moore, Sebastian Gremss, Christina Fuchs sowie Sabine Kühlich. 2013 erhielt er ein Förderstipendium der Yehudi Menuhin Stiftung. Drummer Brill studierte überdies in Nürnberg, unter anderem bei Jonas Burgwinkel, Gregory Hutchinson und Bill Elgart.
Drei ideale Repräsentanten der „Jazz thing Next Generation“. Indem „Turn“ inzwischen wie ein komplexer Organismus agiert, gelingt ihnen das, was Musik hervorstechen lässt: zu berühren.
Press
"... a CD which is among the first of the current innovators of the piano-trio."
Jazzpodium, 01-4-2016
"But in the composed pieces TURN's delight in searching for little free spaces is perceptible, for example on the hypnotically rocking track "Fjäll", a potential earworm."
Jazzthing, 01-4-2016