About the album
THE MAGNIFICENT SEVEN
For over a decade now Christoph Stiefel has been expanding his musical cosmos – the basic cell of which uses isorhythms from the Middle Ages – in an exemplary manner. But he doesn’t just do this with admirable consistency, rather he allows his intuition to guide him in the end. Special conceptual ideas, therefore, serve him as a guide, but ultimately he seeks sensuality and emotional expressiveness.
The lynchpin of Stiefel’s work is his Inner Language Trio, to which belong the bassist Arne Huber and drummer Kevin Chesham, two extraordinarily musicians who differentiate rhythms in moving and clairaudient ways. This trio forms, so-to-speak, the nucleus of his septet, and now, after having given concerts for four-years, they are, at last, releasing a first album of their music. In the fascinating multi-layered compositions and arrangements for septet, Stiefel has also developed ideas even further, going back to his solo-program and to his collaboration with the singer Lisette Spinnler. Sarah Buechi, whose quartet has caused a stir in recent years, gives the septet a female voice, which is distinguished by an equal amount of expressive power and lyrical suppleness. She blends into the instrumental structure ingeniously (similar to what Lauren Newton did in the Vienna Art Orchestra). With such excellent entourage, Stiefel could have actually taken an easy path: the principle of a soloist relay à la Jazz Messengers would certainly not be a bad option given this great pool of improvisers (and sometimes the solos really do take off here). But Stiefel wanted more. And he has managed this. For example, he has often seamlessly integrated improvised passages in composed contexts. Or created an incredible wealth of unusual timbres, resulting in a kind of “trompe-l’oreille”: are there really only seven people at work? And added to all this, there is the formal richness of his pieces.
Seit über einem Jahrzehnt erweitert Christoph Stiefel seinen musikalischen Kosmos, als dessen Basiszelle die Isorhythmik aus dem Mittelalter fungiert, in exemplarischer Weise. Er geht dabei nicht nur mit bewunderswerter Konsequenz vor, sondern lässt sich in letzter Instanz von seiner Intuition leiten. Spezielle Konzepte dienen ihm also als Leitfaden, doch letztlich strebt er nach Sinnlichkeit und emotionaler Ausdruckskraft.
Dreh- und Angelpunkt von Stiefels Schaffen ist das Inner Language Trio, zu dem mit dem Bassisten Arne Huber und dem Schlagzeuger Kevin Chesham zwei außerordentlich bewegliche und hellhörige «Rhythmus-Ausdifferenzierer» gehören. Dieses Trio bildet sozusagen die Keimzelle seines Septetts, von dem nun nach erfolgreicher vierjähriger Konzerttätigkeit endlich ein erstes Album vorliegt.
In den faszinierend vielschichtigen Kompositionen und Arrangements fürs Septett entwickelt Stiefel auch Ideen weiter, die auf sein Solo-Programm respektive auf die Zusammenarbeit mit der Sängerin Lisette Spinnler zurückgehen. Mit Sarah Buechi, die in den letzten Jahren mit ihrem Quartett aufhorchen ließ, ist auch im Septett eine weibliche Gesangsstimme vertreten, die sich durch gleichermaßen expressive Kraft und lyrische Geschmeidigkeit auszeichnet und die sich kongenial ins instrumentale Gefüge einfügt (ähnlich wie weiland Lauren Newton im Vienna Art Orchestra).
Die weiteren Mitglieder der Band zählen ebenfalls zur neuen europäischen Jazzelite. Der Posaunist Adrian Mears kam zwar in Australien auf die Welt, doch er lebt seit vielen Jahren in Europa - als Bandleader ist er mehrspurig unterwegs, u.a. mit einem Electric Trio und mit dem Quintett New Orleans Hardbop. Der Trompeter Bastian Stein lebte lange in Wien und ist vor einigen Jahren nach Köln umgezogen: Er hat also viele Erfahrungen in zwei europäischen Jazz-Hotspots gesammelt. Domenic Landolf (Tenorsax, Bassklarinette) war Zauberlehrling beim helvetischen Sax-Doyen Andy Scherrer und zählt nun selbst zur Maestro-Kategorie.
Mit einer derart exzellenten Entourage hätte es sich Stiefel eigentlich leicht machen können: Das Prinzip der Solisten-Stafette à la Jazz Messengers wäre bei diesen grossartigen Improvisatoren durchaus keine schlechte Option (und zuweilen geht hier ja solistisch durchaus die Post ab). Doch Stiefel wollte mehr. Und er hat mehr erreicht! Zum Beispiel eine oftmals nahtlose Integration improvisierter Passagen in komponierte Kontexte. Oder einen unglaublichen Reichtum an ungewöhnlichen Klangfarben, woraus eine Art “Trompe-l’oreille” resultiert: Sind da wirklich nur sieben Menschen am Werk? Dazu kommt der formale Reichtum seiner Stücke.
Der Albumtitel «Rhythm-a-tized» greift also letztlich zu kurz (aber welcher Albentitel tut dies nicht?), auch wenn er eine essenzielle Komponente von Stiefels Umgang mit isorhythmischen und anderen außergewöhnlichen rhythmischen Verfahren umschreibt. Mit seinem Septett ist Stiefel sozusagen die Quadratur des Kreises geglückt: Er hat eine Band ins Leben gerufen, die als gut geölte Groove-Maschinerie ebenso sehr zu überzeugen vermag wie als kammermusikalisches Ensemble und bei der es sich auch noch um eine wunderbare Jazzband handelt, in der sieben ausgeprägte Individualisten ein gemeinsames Ziel verfolgen. Und im Gegensatz zu den Magnificent Seven im gleichnamigen Western kämpfen Stiefel & Co. nicht gegen das Böse, sondern fügen dem zeitgenössischen Jazz eine originelle, sinnliche, energiegeladene und interaktive Variante hinzu, indem Sie auf ganz persönliche Art musikalische Flexibilität und Spannung kombinieren: Souplesse and Suspense.
Press
Longlist 03/2016
Preis der deutschen Schallplattenkritik, 01-7-2016
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Jazzpodium, 01-5-2016
"Conlusion: the "Magnificant Seven" are a tension creating and smoothly acting collective."
Jazzpodium, 01-4-2016