About the album
The “Haydn” music is not first time that Scott Fields has used classical material as source material. He composed a similar project 10 years ago for choreographer Li Chiao-Ping’s "Bach Project", which was based on the six suites for cello by Johann Sebastian Bach (BWV 1007-1012). Using this experience, Fields explains, "I began my assault on the Sun Quartets. The object was to make a new work while preserving Haydn’s DNA." In this radical revision and reinterpretation, the traditional performance mode of classical music is really shaken up. Variations in performances of classical music stem from nuances of different interpretations of written-down material, whether as true to the original as possible or modernized or somewhere in between. But Fields has developed new techniques to force big variations in his “Haydn” compositions from performance to performance. One of these techniques is cues between the performers that change the relationship between live loops (which are similar to the electronic loops used in Rap), the coordination between parts, and, at times, the direction in which a composition progresses. Another “process”, which is substantially older in music history than notation, is improvisation. Fields says "An important source of variation comes from the performers' super-egos. Virtually everything I write includes some improvisation. That lets me confiscate ideas from other musicians that might not occur to me on my own. Improvisation, when done right, also injects spontaneity and energy into a performance. The trick has been to mix the written parts and the improvised parts in such a way that they’re difficult to tell apart. Fields found his raw material in Haydn's "Sun Quartets" (opus 20). Composed starting in 1772 as quartets no. 23 to 28 of a total of 83 quartets, many consider them to be pioneering models for string quartets in the following centuries, not only as musical expression of the "Sturm und Drang" (Storm and Stress) period, but also due to the far-reaching equivalence of the four voices. How have Haydn's compositions survived the manipulation by Fields? "If you insist on listening analytically, you will catch familiar melodic fragments, counterpoint, and harmonic movement. In spots that include fragments of barely altered Haydn when all four parts of a looped passage line up at just the right spot like cherries in a slot machine, complete passages will surface and the composer's DNA will be exposed momentarily. My recommendation, however, is to park Haydn in the back of your mind. Listen to the new works as something unique that grew from seeds Haydn planted." Whoever heeds this recommendation of Scott Fields will have a great deal of pleasure listening to this double CD!
Scott Fields has lived for almost 10 years in Germany and is considered one of the most important modern composers and guitarist not only in his native country, the USA, but also in Europe. He has gathered young co-musicians together in the Feartet, who have already received a lot of recognition, by no means only in classical music, but also in other styles from World Music to improvisation. They are among the most creative minds in current music and are above all important, because they must be able to move effortlessly between composition and improvisation. The Feartet implements this excellently, so that the transitions are often not noticeable, even when you listen very attentively.
Es ist nicht das erste Mal, dass Scott Fields klassisches Ausgangsmaterial verwendet, um es zu vereinnahmen, zu dekonstruieren und wieder neu zusammen zu setzen. Vor über 10 Jahren hat er dies im Auftrag der Choreographin Li Chiao-Ping für ihr „Bach-Projekt“ bereits erfolgreich umgesetzt: anhand der sechs Suiten für Violoncello von Johann Sebastian Bach (BWV 1007-1012). Mit dieser Erfahrung, so Scott Fields, „nahm ich die Sonnenquartette von Haydn in Angriff. Die Aufgabe war, ein neues Werk zu schaffen und dabei Haydns DNA zu erhalten“. In dieser radikalen Bearbeitung und Neuinterpretation wird auch kräftig an der traditionellen Aufführungspraxis klassischer Musik gerüttelt: es geht nicht mehr um die in Nuancen unterschiedliche Deutung notierter Werke, von möglichst originalgetreu bis zu individuell oder „modern“. Sondern darum, die vorhandenen Melodien und harmonischen Strukturen als Grundlage zu verstehen, und als Anregung, die möglicherweise nur auf einer Metaebene vorhandene „Aussage“ der Komposition neu zu entdecken. Mit der Konsequenz, dass neue Techniken zum Einsatz kommen müssen, die nicht nur die Kompositionen verändern, sondern auch die Aufführungspraxis. Eine der Techniken ist das Verschieben von Einsätzen innerhalb von Loops, wie sie z.B. auch – in elektronischer Form - im Rap verwendet werden. Das wiederum verändert die Beziehungen zwischen Kompositionsteilen, aber gelegentlich auch die Richtung, in die sich eine Komposition entwickelt. Eine weitere Technik, die eingesetzt wird, ist musikgeschichtlich deutlich älter ist als die Notierung: die Improvisation. Scott Fields: „Praktisch alles, was ich schreibe, enthält Improvisation. Dadurch kann ich die Ideen der anderen Musiker für meine Musik ‚konfiszieren‘. Außerdem setzt die Improvisation, richtig ausgeführt, auch Spontaneität und Energie in einer Aufführung frei. Die Kunst ist, die notierten und die improvisierten Teile so miteinander zu verweben, dass sie schwer zu unterscheiden sind.“ Die Sonnenquartette Haydns (Opus 20) erschienen Scott Fields als ideales Ausgangsmaterial. Ab 1772 als Quartette Nr. 23 bis 28 von insgesamt 83 Quartetten geschrieben, gelten gerade sie vielen als wegweisende Vorbilder für Streichquartette in den folgenden Jahrhunderten: nicht nur als musikalischer Ausdruck der „Sturm und Drang“-Periode, sondern auch durch die weitgehende Gleichwertigkeit der vier Stimmen. Wie haben Haydns Kompositionen die Manipulation durch Fields überlebt? „Wer unbedingt analytisch zuhören möchte, kann vertraute melodische Fragmente, Kontrapunkte und harmonische Bewegungen erkennen. Wenn nun, wie beim Gücksspiel-Automaten die gleichen Bilder, alle vier Stimmen eines Loops, der kaum veränderten Haydn enthält, an der richtigen Stelle zusammen laufen, werden vorrübergehend ganze Passagen mit der DNA Haydns hörbar. Meine Empfehlung ist jedoch, Haydn für kurze Zeit im Hinterkopf zu ‚parken‘ und sich die neuen Werke als etwas Einzigartiges anzuhören, was aus den Samen gewachsen ist, die Haydn gepflanzt hat.“ Wer dieser Empfehlung Scott Fields´ folgt, wird enorm viel Freude beim Hören dieser Doppel-CD empfinden!
Scott Fields wohnt seit knapp 10 Jahren in Deutschland und zählt nicht nur in seiner Heimat USA, sondern auch in Europa zu den wichtigsten modernen Komponisten und Gitarristen. Im Feartet hat er junge Kollegen versammelt, die sich bereits viel Anerkennung erarbeiten konnten – beileibe nicht nur im klassischen Fach, sondern auch in anderen Szenen, von World Music bis Impro. Sie zählen allesamt zu den kreativsten Köpfen der aktuellen Musik: wichtig vor allem deshalb, weil sie in der Lage sein müssen, sich fließend zwischen Komposition und Improvisation bewegen müssen. Das Feartet setzt dies so hervorragend um, dass die Übergänge selbst bei konzentriertem Hören oft nicht wahrnehmbar sind.
Scott Fields ist „ein Jackson Pollock des kammermusikalischen Action Painting … ein König, und sein Feartet ist ein ganzes Königreich.“ (Alexander Schmitz)
Press
5 out of 5 stars - the joy of listening of this new double CD is such a challenging, or even sportingly undertaking, that one can not only call it a new interpretation of Haydn's string quartets suits opus 20.
Jazzthetik, 26-11-2014
On two CDs the Feartet takes enough time, to trace the individual magic of this music and to make her carefully usable for contemporary musicians between E, U and improvisation.
Jazzthing, 01-9-2014