About the album
Songs & Dances is Anne Hartkamp's dream project. The woman, who in the opinion of BR Jazz editor Roland Spiegel 'underlays texts with irony and makes them sparkle, combines syllable-cascades in fast-paced improvisation, cane make lyrical melodies quietly glitter', now presents a bunch of unorthodox as well as charming, passionate, powerful songs and dances. The bulk of works on this release were composed by Hartkamp herself and are a distillate of her eventful career, the essence of her vocal talent in her very best years, who only sings what she likes and which tantilizes her tongue and heart.
Was hat Anne Hartkamp nicht schon alles für spannende Projekte präsentiert, was für außergewöhnliche Alben entstanden unter ihrem Namen! Mit Gunter Hampel und Smudo etwa („Next Generation“). Oder im A Capella-Quartett „Harem 4“ (beide 1997). Nicht fehlen darf selbstverständlich „Glücklich“ (2005), der Ausflug in die deutsche Muttersprache. Unter dem Pseudonym Magnolia gibt es mit dem Gitarristen Philipp van Endert gleich zwei Tondokumente: „Humpty’s Amazing Boogie Pencil“ (2007) und „Wait A Second“ (2012). Sie arbeitete mit Michael Wollny, Nils Wogram, Lajos Dudas, Marion Brown, Axel Dörner, Perry Robinson sowie der WDR Big Band zusammen. Und dann wäre da noch das Quintett mit dem Pianisten Thomas Rückert, dem Saxophonisten Claudius Valk, dem Bassisten André Nendza sowie dem Drummer Oliver Rehmann, mit dem „Momentum“ (2010) entstand. Nie jedoch klang Anne Hartkamp eindringlicher, wandelbarer, brachte ihre stimmlichen Qualitäten besser auf den Punkt als auf ihrem aktuellen Werk „Songs & Dances“.
Streng genommen ist es natürlich wieder das alt bewährte Anne Hartkamp Quintett, das da musiziert, nunmehr aber reduziert auf ein Quartett. Mit den drei außergewöhnlichen Musikern Rückert, Nendza und Rehmann. Aber dass die CD diesmal ganz allein unter ihrem Namen läuft, dokumentiert den vorläufigen Höhepunkt eines lange währenden, nicht immer glatt verlaufenden aber letztlich überaus erfolgreichen Entwicklungsprozesses. Aufgewachsen zwischen Essen und Düsseldorf und scheinbar für eine akademische Karriere prädestiniert – als hochbegabtes Kind wurde sie früh eingeschult und später von der Studienstiftung des Deutschen Volkes gefördert – , war für Anne Hartkamp dennoch die Musik stärker. So nahm sie zunächst in Wien ein klassisches Gesangsstudium auf, das sie allerdings bald gegen ein Studium der Germanistik und Musikwissenschaften in Bonn, einen autodidaktischen Zugang zum Jazz, erste Bands, Nächte am E-Piano und zahllose Jamsessions eintauschte, um schließlich zum Jazzgesangsstudium bei Deborah Brown, Humphrey Campbell, Erik van Lier an die Amsterdamse Hogeschool voor de Kunsten zu gehen. Seitdem gilt sie als eine der vielseitigsten und neugierigsten Sängerinnen, Komponistinnen, Texterinnen und Arrangeurinnen.
„Songs & Dances“ ist ihr Traumprojekt. Die Frau, die nach Meinung von BR-Jazzredakteur Roland Spiegel „Texte mit Ironie unterfüttern und zum Schillern bringen, Silben-Kaskaden in rasante Improvisationen bündeln, lyrische Melodien leise funkeln lassen kann“, legt nun ein Bündel von ebenso unorthodoxen wie bezaubernden, leidenschaftlichen wie kraftvollen Liedern und Tänzen vor. Das Gros stammt aus Hartkamps eigener Feder, ist das Destillat einer ereignisreichen Karriere, die Essenz einer Vokalistin in den allerbesten Jahren, der nur noch das über die Lippen kommt, was ihr auch gefällt und auf der Zunge respektive dem Herzen brennt. Dabei schimmert immer wieder ihre Liebe zur fließenden Bewegung der Körper zur Musik durch. Anne Hartkamp nummeriert ihre persönlichen Tänze: „As Yet (Dance Four“), „Dance Two“, „Dance Three“ („Dance One“ ist auf dem Vorgänger-Album zu finden), geben sich ganz dem Rhythmus und den Harmonien hin. Außerdem hängt sie „Scattered Minds“ nach, bewundert „The Moon A Sphere“, genießt die „Sea Time“, verbreitet Hoffnung („Not Entirely Lost“) und versucht behutsam in die Geheimnisse eines lieben Menschen einzutauchen („Deep“). Mit klarer, intensiver Stimme und geradlinig poetischem Blick breitet sie ihre Geschichten aus und offenbart eine packende, weil stark am Klangspektrum eines Instruments angelehnte Neudeutung des Scats. Ohne Gefühlsduselei oder Herzschmerz-Pathos wirkt Anne Hartkamp in jeder Note ihres Vortrags modern, ohne dabei für eine Sekunde das traditionelle Fundament des Jazzgesangs zu verlassen.
Bei der Interpretation der einzigen beiden Fremdkompositionen des Albums zeigt die Kölnerin am eindrucksvollsten, dass sie mittlerweile zu den wichtigsten Jazzstimmen des Landes gehört. Dem labyrinthischen „Seagulls Of Kristiansund“ von Mal Waldron und Jeanne Lee stellen sie und Bassist André Nendza das melancholische „The Concept Of North“ voran. Und in John Coltranes „After The Rain“ fasziniert das fächerartige Ineinandergreifen einer famosen Band und einer einfühlsamen Sängerin, die sich von der kraftvollen Woge des mystischen Themas einem Saxofon gleich immer und immer wieder in die Höhe katapultieren lässt. Grandios, mutig und anmutig in einem. Ein ganz großer Wurf!