About the album
Vol. 60 of the series Jazz thing Next Generation
Long live clichés! Singers, who have specialized in the gourmet menu from Brazilian bossa nova, contemporary jazz and expressive onomatopoeia, are virtually defenseless against prejudices going the rounds these days. Summer, sun, Ipanema Beach, samba, Carnival, Antônio Carlos Jobim and Gilberto Gil: Europeans love this music not the least due to such idealized images and like to use it as acoustic post card in cold seasons. But it doesn’t have to be that way: winter, rain, the indoor pool in Fürth, folk music from the land of garlic, Franconian carnival, Gostenhofer Street, Peter Fulda, Andreas Blüml and Joachim Leonhardt. The circumstances in the everyday life of the singer of Yara Lambert sound more or less like that. Cliché, backward. If the German-Brazilian residing in Nuremberg were really a child of her milieu, then her debut CD "Samambaia" would have to sound different. However, perhaps precisely these twelve tracks from the pen of the vocalist with her crystal-clear soprano voice and guitarist João Luis Nogueira from Minas Gerais in Brazil effuse a strong personal touch, which is far from any role-playing games. They tell stories full of longing and poetry, full of irony and fate, from Brazil and Germany alike. Stories by and about Yara Linss. Her senses sharpened and open to all styles: this is how Yara Lambert presents herself as the 60th protagonist of "Jazz Thing Next Generation". As a result, she is symbolic for the global appeal of the young German jazz, which is nourished from the cultural roots of many countries and continents. The 35-year-old is a very versatile and fascinating artist, who returns to her roots with "Samambaia" without denying her current situation. In addition to her own lyrics, Yara Linss sets poems to music such as from the Brazilian poet Maria Lúcia dal Farra in the title track and "Céu" from the Polish Literature Nobel Prize winner Wislawa Szymborska.
Vol. 60 der Reihe Jazz thing Next Generation
Es lebe das Klischee! Sängerinnen, die sich auf das Feinschmecker-Menü aus brasilianischer Bossa Nova, zeitgenössischem Jazz und ausdrucksstarker Klangmalerei spezialisiert haben, stehen den kursierenden Vorurteilen nahezu wehrlos gegenüber. Sommer, Sonne, der Strand von Ipanema, Samba, Carneval, Antônio Carlos Jobim, Gilberto Gil: Nicht zuletzt wegen solcher Traumbilder lieben Europäer diese Musik und benützen sie gerne als akustische Postkarte in kalten Jahreszeiten. Doch es geht auch anders: Winter, Regen, das Fürther Hallenbad, Volksmusik aus dem Knoblauchsland, fränkischer Fasching, die Gostenhofer Straße, Peter Fulda, Andreas Blüml, Joachim Leonhardt. So oder ähnlich klingen die täglichen Begleitumstände der Sängerin Yara Linss. Klischee, verkehrtherum.
Denn wenn die Deutsch-Brasilianerin mit Wohnsitz in Nürnberg tatsächlich ein Kind ihres Milieus wäre, dann müsste ihre Debüt-CD „Samambaia“ eigentlich anders klingen. Aber möglicherweise verströmen just diese zwölf Titel aus der Feder der Vokalistin mit dem glockenhellen Sopran und dem aus dem brasilianischen Minas Gerais stammenden Gitarristen João Luis Nogueira, eine besonders starke persönliche Note, die weit entfernt von irgendwelchen Rollenspielen liegt. Sie erzählen Geschichten voller Sehnsucht und Poesie, voller Ironie und Schicksal, aus Brasilien und Deutschland gleichermaßen. Geschichten von und über Yara Linss.
Eine Künstlerin, die sowohl die Sonne des Südens wie auch den Nebel des Nordens kennt. Eine multilinguale Weltenbürgerin und doch irgendwie fest in ihrer mittelfränkischen Heimat verwurzelt. Tochter einer Brasilianerin und eines Deutschen, die 1980 in São Paolo das Licht der Welt erblickte und im Alter von vier Jahren mit den Eltern nach Deutschland zog. Yara, die sich schon durch ihr Doppel-S im Nachnamen von Ivan Lins, dem (nicht verwandten) Altmeister der „Música Popular Brasileira“ unterscheidet, wuchs in Ulm auf, bekam dort Geigenunterricht, sang bei den Ulmer Spatzen und sammelte erste Orchestererfahrungen. Eines Tages entdeckte sie jene Musik, die ihre Mutter schon immer im Plattenschrank verborgen hielt: den Bossa Nova, die Eleganz und Leichtigkeit der Songs von Elis Regina oder Astrud Gilberto. Von da an wusste Yara Linss, wer ihre Vorbilder sein sollten. Nach einem Jahr des Jazz-Studiums in Maastricht ging sie an die Nürnberger Musikhochschule, 2007 verzauberte ihre Stimme zum ersten Mal ein größeres Publikum, als sie die erkrankte Maria João beim Nürnberger Stimmenfang-Festival vertrat. 2008 wurde die Sängerin mit dem Kulturstipendium der Stadt Nürnberg ausgezeichnet, 2009 gewann sie den Bruno-Rother-Wettbewerb der Musikhochschule Nürnberg.
Die Sinne geschärft, die Augen in alle Richtungen gewandt: So präsentiert sich Yara Linss als die 60. Protagonistin der „Jazz Thing Next Generation“. Damit steht sie symbolisch für die globale Strahlkraft des jungen deutschen Jazz, der sich aus den kulturellen Wurzeln vieler Länder und Erdteile nährt. Die 35-Jährige ist eine ebenso vielseitige wie faszinierende Künstlerin, die mit „Samambaia“ zu ihren Wurzeln zurückkehrt, ohne dabei ihre Gegenwart zu verleugnen. Neben eigenen Texten vertont Yara Linss Gedichte wie das der brasilianischen Dichterin Maria Lúcia dal Farra im Titelstück oder „Céu“ von der polnischen Literatur-Nobelpreisträgerin Wislawa Szymborska. Daneben stehen bekannte brasilianische Stücke wie Chico Buarques „Partido Alto“ sowie wunderbare Erzählungen ihres kongenialen musikalischen Partners João Luis Nogueira wie „Xote da maestrina“, in der sich ein einfacher Trommelspieler in die unerreichbare, hübsche Dirigentin verliebt, oder der Gesang der Seefahrerin in „Sou marinheira“: „Ein Klang ruft mich, die Winde tragen mich fort, wohin, das weiß ich nicht, das Ziel ist Gesetz . . . “.
Natürlich ein brasilianisches Album, was schon an den einfühlsamen Begleitern André Cayres (Kontrabass) und Márcio Tubino (Percussion, Saxofon, Flöte) liegt. Auch eines, das diese leichte, warme, weiche für diese Breitengrade charakteristische Note verströmt. Aber anders als der große Rest. Tiefgründiger, intensiver, nachhaltiger. Und erfrischend klischeefrei. Für „Samambaia“ bräuchte es eine völlig neue Schublade. Wie für Yara Linss.